Wer bereits in das Vergnügen gekommen ist, mich kennenzulernen, weiß, dass ich nicht ganz dicht im Kopfe bin. Es liegt vielleicht daran, dass ich Asperger habe – oder auch nicht. Jedenfalls hat mich bislang noch niemand daran gehindert, meine kuriosen Ideen zu promulgieren. Eine davon bemängelt das Verschwinden des e-Dativs aus dem modernen Sprachgebrauch.
Die Suche nach einer Erklärung für dieses Verschwinden brachte mich zu einer ersten Erkenntnis:
Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass es den e-Dativ überhaupt gibt.
Der e-Dativ und der Ø-Dativ
Der Dativ ist einer der vier Beugungsgrade (auch Fälle oder Kasus genannt) der deutschen Hauptwörter. Diese vier Fälle sind: Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ.
Wenn man die Beugungsgrade in Klassen einteilt, stellt man fest, dass die deutschen Hauptwörter in verschiedene Deklinationen unterteilt sind – schwache, gemischte oder starke.
Männliche und neutrale Hauptwörter aus den starken Deklinationen nahmen (oder nehmen) typischerweise die Endung -e.
Beispiele: dem deutschen Volke, in unserem Lande, zu Bette gehen, im eigenen Hause sein, zu Grunde gehen, am Tische sitzen, am Fuße des Berges, im Wege stehen, zum Schutze der Allgemeinheit.
Gegenwärtig werden diese (wenigen) Hauptwörter aus den starken Deklinationen nicht mehr so stark dekliniert. Statt des e-Dativs trifft man heute viel öfter den ø-Dativ (also Dativ ohne Endung).
Wieso verschwindet der e-Dativ aus dem Sprachgebrauch?
Ein Artikel von Otto Behaghel, erschienen 1909 in der Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, liefert uns ein interessantes Zeugnis.
Der Autor stellt zunächst fest, dass die Verwendung des e-Dativs nicht regelgebunden, sondern eine reine Geschmackssache des jeweiligen Schreibers sei.

Fazit
Die Verwendung des e-Dativs ist dem Schreiber bzw. Sprecher überlassen.
Er kann nach seinem Geschmacke entscheiden, ob er den Dativ markieren möchte oder nicht.
Ich persönlich liebe den e-Dativ – und nutze ihn so oft wie möglich in all meinen schriftstellerischen Texten.

